Handicap (Hcp.)
Mit dem Handicap wird die jeweilige Spielstärke klassifiziert und im Wettbewerb für Chancengleichheit gesorgt. Man kann darüber geteilter Meinung sein, aber im internationalen Golfsport besteht ziemliche Einigkeit über dieses System.
So können Sie bei einem Nettospiel beruhigt gegen Tiger Woods und Kollegen antreten, denn Ihr Handicap gibt Ihnen eine analoge Zahl an (Fehl-)Schlägen vor, während sich die Elite keinen einzigen Fehler erlauben darf.
Das Handicap-System
Das Handicap im Golf ist eine Kennzahl, die die ungefähre Spielstärke eines Golfers beschreibt. Verschieden hohe Handicaps können gegeneinander aufgerechnet werden, so dass ein Wettbewerb „auf Augenhöhe“ auch zwischen Golfern unterschiedlicher Spielstärke möglich wird.
Grundidee
Aus dem Handicap, in Deutschland auch Stammvorgabe genannt, wird vor einem Wettbewerb die sogenannte Spielvorgabe errechnet. Diese unterscheidet sich von der Stammvorgabe dadurch, dass sie zusätzlich noch die Schwierigkeit des zu spielenden Platzes berücksichtigt. Sie kann also höher, niedriger oder (bei einem durchschnittlich schweren Platz) genauso hoch wie die Stammvorgabe sein. Aus dieser Spielvorgabe ergibt sich dann eine Anzahl von sogenannten Vorgabeschlägen, die der Spieler von der eigentlich gespielten Schlagzahl einer Runde abziehen darf. Dieses errechnete Ergebnis unter Berücksichtigung der Vorgabeschläge wird Netto-Ergebnis genannt und ist zwischen Golfern unterschiedlicher Spielstärke vergleichbar.
Die Stammvorgabe ist bei fast allen Spielern eine negative Zahl, das negative Vorzeichen wird deshalb im Sprachgebrauch oft unterschlagen. Die Bandbreite liegt in Deutschland zwischen etwa +4 (beste Amateurspieler) und -54 (Anfängereinstufung). Daraus ergibt sich, je besser (im Sprachgebrauch dann: je niedriger) ein Handicap ist, desto höher die Spielstärke, die es ausweist.
In clubinternen Amateurwettspielen werden normalerweise mehrere Netto-Preise ausgeschrieben, da dann alle Spieler eine realistische Chance auf einen Gewinn haben. Oft gibt es aber zusätzlich einen Brutto-Preis für das absolut beste Ergebnis, also ohne Berücksichtigung von Vorgabeschlägen.
Bei nationalen und internationalen Amateurmeisterschaften, sowie in Berufsspielerturnieren wird immer brutto gewertet. Berufsgolfer haben keine Stammvorgabe und spielen in Wettspielen mit Nettowertung mit Handicap 0.
Anwendung des Handicaps
Bei fast allen Spielformen (Stableford, Zählspiel, Lochspiel und vielen Teamspielformen) kann man das Handicap dazu verwenden, das unterschiedliche Können der Spieler rechnerisch auszugleichen. Ein schlechter Spieler kann dann durchaus gegen einen guten gewinnen, weil der schlechtere Spieler mit seiner höheren Spielvorgabe entsprechend mehr Vorgabeschläge erhält.
Für jede der 18 Bahnen einer vollen Golfrunde gibt es eine Vorgabe, die als sog. Par angegeben ist. Je nach Länge der Bahnen sind drei, vier oder fünf Schläge für sie als Soll vorgegeben, man geht also davon aus, dass ein sehr guter Spieler in der Lage ist, diese Bahnen mit jeweils drei, vier oder fünf Schlägen abzuschließen. In der Regel hat eine Golfrunde ein Par von 72, das sich meist aus je vier Par-3- und Par-5-Bahnen und zehn Par-4-Bahnen zusammensetzt. Die einfachste und früher auch praktizierte Form der Ermittlung eines Handicaps besteht darin, den Durchschnitt mehrerer vergangener Ergebnisse eines Spielers mit dem Par zu vergleichen. Spielte beispielsweise ein Spieler die letzten Runden bei Par 72 mit durchschnittlich 90 Schlägen, so wäre sein Handicap -18, da man 18 von seinem Ergebnis abziehen müsste, um zum Par zu kommen. Ein Spieler der den Platz im Durchschnitt mit 72 Schlägen spielen würde, hätte ein Handicap von 0. Einen solchen Spieler nennt man auch Scratch-Golfer.
Methode der Handicapberechnung
Das einfache System leidet vor allem darunter, dass verschiedene Golfplätze unterschiedlich schwierig zu spielen sind und Ergebnisse daher auch vom jeweiligen Golfplatz abhängen. Insofern sind Handicaps, denen Ergebnisse auf unterschiedlichen Plätzen zu Grunde liegen, nicht miteinander vergleichbar. Die tatsächliche Ermittlung eines Handicaps wird daher heute wesentlich differenzierter vorgenommen, wobei Golfverbände unterschiedliche Regeln für die Führung des Handicaps festlegen. So unterscheidet sich zum Beispiel das in den USA verwendete Handicap-System der USGA (United States Golf Association) deutlich von dem in Deutschland verwendeten System des DGV (Deutscher Golfverband). Obschon sich die Berechnungsmethoden unterscheiden, werden sich die Handicaps gleich starker Spieler in vergleichbaren Größenordnungen bewegen. Dennoch ist die Ungenauigkeit zu groß, um einen fairen Quervergleich zwischen zwei Handicaps unterschiedlicher Systeme zu ermöglichen. Im folgenden soll unter gelegentlicher Nennung von Unterschieden grundsätzlich nur auf die Berechnung des Handicaps nach dem System des DGV eingegangen werden.
Um die Handicaps vergleichbar zu machen, wird heute auch die Schwierigkeit eines Platzes bei der Berechnung berücksichtigt. International am verbreitetsten und auch in Deutschland verwendet ist hierbei das System des sogenannten Course Rating (CR) und des Slope Rating (Slope). Diese Ratings berücksichtigen – anders als Par – nicht nur die Länge einer Spielbahn, sondern auch andere für die Schwierigkeit wichtige Einflussfaktoren, z.B. das Vorhandensein von Hindernissen. Der CR-Wert bezeichnet dabei die (auf eine Stelle nach dem Komma angegebene durchschnittliche) Schlagzahl, die ein sehr guter Golfer für eine Runde brauchen sollte. Der Slope-Wert gibt eine relative Steigerung der Schwierigkeit für schlechtere Golfer an. Mittels beider Werte können Ergebnisse unterschiedlich guter Golfer auf unterschiedlichen Plätzen zueinander in Relation gesetzt werden.
Jeder Golfer hat eine sogenannte Stammvorgabe, die seine Spielstärke in absoluter Form ausdrückt und auf eine Nachkommastelle angegeben wird. Dieser Wert ist derjenige, der im Volksmund als Handicap bezeichnet wird. Hierbei wird meist das Vorzeichen Minus nicht genannt, sehr gute Golfer, die normalerweise besser als Par spielen, können auch eine positive Stammvorgabe haben, in diesem Fall wird das Plus ausdrücklich als Vorzeichen genannt. Unter Hinzunahme des CR- und des Slope-Wertes wird aus der Stammvorgabe eine für den zu spielenden Platz gültige ganzzahlige Spielvorgabe berechnet. Ein Golfer, der z.B. eine Stammvorgabe von -19,3 hat, könnte auf einem schwierigen Platz eine Spielvorgabe von 21 erhalten, dürfte also 21 Schläge mehr als Par benötigen, um sein normales Leistungsniveau erreicht zu haben. Auf einem leichten Platz könnte seine Spielvorgabe hingegen nur 18 sein, so dass er entsprechend weniger Schläge benötigen darf. Für die genaue Berechnung der Spielvorgabe siehe Course Rating und Slope.
Im DGV-System werden Stammvorgaben von maximal -36,0 vergeben, in die andere Richtung ergeben sich in der Praxis bei Topamateuren Handicaps von bis zu +4,0. Um Anfänger auch schon am Vorgabensystem beteiligen zu können, kann ein Verein für seine Mitglieder auch sogenannte Clubvorgaben führen, die zwischen -54 und -37 liegen, immer ganzzahlig sind und im wesentlichen nach den gleichen Regeln wie Stammvorgaben berechnet werden.
Die Stammvorgabe (oder Clubvorgabe) wird auf Basis der Ergebnisse vorgabenwirksamer Runden ermittelt. Vorgabenwirksam sind im wesentlichen in bestimmten Turnieren gespielte Runden, es können auch EDS-Runden (Extra Day Score, außerhalb von Turnieren gespielte Runden auf dem Heimatplatz) zur Berechnung der Stammvorgabe berücksichtigt werden. Der relevante Score ist hierbei der nach Stableford, bei anderen Spielformen muss das Ergebnis in ein Ergebnis nach Stableford umgerechnet werden. Hat der Spieler 36 Stablefordpunkte erzielt, so hat er sein Handicap bestätigt, hat er mehr als 36 Stablefordpunkte erspielt, errechnet sich die neue Stammvorgabe auf Basis der über 36 liegenden Punktzahl. Für jeden zusätzlichen Stablefordpunkt wird die Stammvorgabe um einen bestimmten Wert herabgesetzt (in Anbetracht des Vorzeichens eigentlich heraufgesetzt) und zwar
zwischen -37 und -54 (Vorgabenklasse 6) um 1
zwischen -26,5 und -36 (Vorgabenklasse 5) um 0,5
zwischen -18,5 und -26,4 (Vorgabenklasse 4) um 0,4
zwischen -11,5 und -18,4 (Vorgabenklasse 3) um 0,3
zwischen -4,5 und -11,4 (Vorgabenklasse 2) um 0,2 und
darunter (Vorgabenklasse 1) um 0,1 Punkte.
Hat ein Spieler mit einer Stammvorgabe (also -36,0 oder besser) in einer vorgabenwirksamen Runde weniger als 36 Stablefordpunkte erzielt, verändert sich die Vorgabe um 0,1 (egal wieviele Punkte weniger es waren) in die andere Richtung. Dies geschieht jedoch nur, wenn die Überspielung nicht mehr in der für jede Vorgabenklasse unterschiedlich großen Pufferzone lag. In den Klassen 1 und 2 umfasst diese 2 Punkte, in den Klassen 3, 4 und 5 darf man ohne Auswirkungen auf sein Handicap 3, 4 bzw. 5 Punkte weniger erzielen.
Das Handicap in Turnieren
Wenn das Ergebnis eines Turniers ohne Berücksichtigung von Handicaps gewertet wird, spricht man von einer Bruttowertung, wenn das Handicap berücksichtigt wird, von einer Nettowertung. Golfprofis spielen mangels eines Handicaps immer brutto, in den meisten Turnieren für Amateure werden Brutto- und Nettopreise ausgelobt und dementsprechend mehrere Wertungen vorgenommen. Bruttosieger wird der Spieler, der absolut am wenigsten Schläge in einem Turnier benötigt. Nettosieger wird derjenige, dessen Ergebnis unter Berücksichtigung seiner Spielvorgabe am besten ist.
Beispiel:
Reines Zählspiel: Spieler A mit Spielvorgabe 2 benötigt 76 Schläge, Spieler B mit Spielvorgabe 18 benötigt 90 Schläge.
Spieler A wird Bruttosieger, da 76 die geringste Anzahl von Schlägen ist.
Spieler B wird Nettosieger, da er nach Abzug seiner Spielvorgabe netto nur 72 Schläge (90-18=72) benötigt hat, während
dies bei A 74 Schläge (76-2=74) sind.
Im Lochspiel wird das Handicap in der Weise angewendet, dass die Spielvorgaben der Gegner miteinander verglichen werden und der schwächere Spieler die sich ergebende Differenz von Schlägen mehr benötigen darf. Da das Ergebnis eines Lochspiels pro gespieltem Loch ermittelt wird, werden diese Vorgabeschläge nach Schwierigkeit auf die Löcher des Platzes verteilt.
Beispiel:
Spieler A hat Spielvorgabe 2, Spieler B hat Spielvorgabe 25, erhält daher 23 Schläge vor.
B darf dann an den 5 schwersten Löchern 2 Schläge mehr brauchen als A, an allen anderen Löchern je einen Schlag mehr.
Spielt B beispielsweise am schwersten Loch eine 5 und A eine 4, so hat B das Loch gewonnen.
Bei gleichen Ergebnissen am leichtesten Loch, hätten beide das Loch geteilt, also „unentschieden“ gespielt.
Vorgabenwirksam sind normalerweise nur Turniere über eine oder mehrere volle Runde(n) von 18 Loch. Im deutschen Golfverband besteht ab der Saison 2006 jedoch die Möglichkeit „vorgabenwirksame Neun-Löcher-Runden“ zu spielen. Zunehmende allgemeine Zeitknappheit und der Wunsch der Golfspieler, häufiger vorgabenwirksam zu spielen, sind die Gründe für dieses Projekt. Allerdings kann in Neun-Loch-Runden das Handicap nur bis zur Vorgabeklasse 5, also bis bestenfalls 26,5 verbessert werden.
Extra Day Score
Mit Extra Day Score-Runden (EDS-Runden) können Golfspieler auch außerhalb von Turnieren ihr Handicap verbessern. Die Runden werden privat gespielt. Sie müssen jedoch vorher im Clubsekretariat angemeldet werden, der Spieler darf höchstens die Stammvorgabe -11.5 (oder schlechter) haben, und die Person, die den Score aufschreibt, muss eine Stammvorgabe von -36,0 oder besser haben.
EDS-Runden können laut Wettspielbedingungen des DGV nur auf dem Heimatplatz des Spielers gespielt werden, also in dem Club, der die Vorgabe des Spielers führt.
Manipulation
Gelegentlich ist der Vorwurf zu hören, Golfer würden versuchen ihr Handicap zu manipulieren. Dabei wird manchen Spielern vorgeworfen, ein zu niedriges Handicap zu pflegen, um nach außen hin als besserer Golfer zu gelten. Dies kann z. B. dadurch erreicht werden, dass gerade bei EDS-Runden ein „frisierter“ Score angegeben wird.
Anderen wird das „Schonen“ ihres Handicaps vorgeworfen: sie würden ihr Handicap künstlich hoch halten, um bei Turnieren mehr Vorgabeschläge und damit bessere Siegchancen zu haben. Dies kann u. a. dadurch erreicht werden, dass zur Vermeidung von Herabsetzungen nur sehr wenige vorgabewirksame Runden gespielt werden oder der Spieler absichtlich schlecht spielt.
Nichts so bei der Brutto-Zählweise, hier geht es Aug um Aug und man ist gegen einen besseren Spieler meist chancenlos.